Outback

 

von

 

Holger Kuhn

 

 

Vor wenigen Tagen war ich mit dem Schiff in Perth gelandet. Einen Rucksack-Trip durch den australischen Kontinent hatte ich mir von meinen letzten Kröten geleistet. Und nun... nun taumelte ich mehr durch diese lebensfeindliche Landschaft als das ich hindurch wanderte.

Nachdem ich endlich einen kleinen Hügel des Outback auf allen vieren erklommen habe, weiß ich daß das Gröbste hinter mir liegt. Unter mir in einem kleinen Tal windet sich ein schmales Wasserband durch ein kleines Tal, dessen Hänge von Eukalyptusbäumen gesäumt sind. Mein Schutzengel leistet heute wieder einmal ganze Arbeit, als er mich auf diese Bodenwelle führt. Spuckend versuche ich den knirschenden Sand zwischen den Zähnen los zu werden, doch das Zeug ist verdammt hartnäckig. Zu meiner Überraschung erkenne ich eine kleine Holzhütte, die sich zwischen die Bäume duckt.

 

*

 

Etwas zaghaft klopfe ich an die Tür und warte einen Moment. Nichts rührt sich. Ich fühle mich beobachtet, deshalb trete ich einige Schritte zurück und breite ein wenig die Arme aus. Aus meiner Rechten baumelt noch immer der Kadaver einer Schlange, die ich tags zuvor erlegte, um deren Blut zu schlürfen.

Jeden Moment erwarte ich einen Gewehrlauf zu sehen, der sich durch irgendeinen Spalt schiebt. Doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen öffnet sich die Tür und eine junge Frau tritt in die Sonne, die mich freundlich begrüßt.

Vor mir steht ein Lara-Croft-Verschnitt mit von der Sonne ausgebleichtem Haar. Das helle, bauchfreie Bustier kann seinen Inhalt nur mit Müh und Not unter Kontrolle halten. Ihre Haut hat unter der permanenten UV-Einstrahlung einen goldbraunen Ton angenommen. Die knappe, kurze Hose betont den prallen Hintern noch zusätzlich. Ihre Füße stecken in beigefarbenen Socken, die wiederum in Knöchel hohe Wanderschuhe gekleidet sind.

Eher hatte ich einen verschrumpelten alten Aboriginal erwartet, daher fühle ich mich bei ihrem Anblick ein wenig überrumpelt. < Ich ... Ich brauche ihre Hilfe. Seit Tagen irre ich ohne Wasser durch das Land. Ich...>

Ohne meine weiteren Worte abzuwarten, nimmt sie mich bei der Hand. <Kommen sie. Da hinten ist der Brunnen. Dort können sie trinken.> Am Brunnen läßt sie einen Eimer in die Tiefe und schöpft damit frisches Wasser. <Wie ich sehe haben Sie unser Abendessen auch schon mitgebracht.> Das Weib nimmt die Schlange aus meiner Hand und geht zum Haus zurück. <Ich hole ihnen eine Kleinigkeit zu essen,> ruft sie mir noch über die Schulter zu.

 

*

 

Das Wasser des kleinen Flußbeckens plätschert kristallklar und angenehm erfrischend dahin. Meine verdreckten Klamotten liegen über einem Baumstamm am Ufer und langsam beginne ich mich wieder wie ein Mensch zu fühlen. Sarah hatte mir zusätzlich zu dem Snack noch ein Handtuch, Rasierzeug und ein unbenutztes Hemd und Hosen mitgebracht. Es geht eben doch nichts über ein erfrischendes und säuberndes Bad. Ich plansche noch ein wenig wie ein Seehund in der Badewanne, bevor ich aus dem Wasser heraus steige, um mich für den Abendtisch fertig zu machen.

Unachtsam greife ich nach dem Hemd, doch da ist es schon passiert. Eine Krait windet sich um meinen Unterarm und beißt blitzschnell in den Bizeps. Zwei dunkle Tropfen Blut quellen aus der Haut. Völlig erschrocken und konsterniert starre ich das Tier an, das mich höhnisch anzugrinsen scheint. Wirre Gedanken jagen sich hinter meiner Stirn, bis ich einen klaren Gedanken zu fassen kriege. Ihr Gift wird mich in weniger als einer Minute töten.

 

*

 

Daß Robert nach einer Stunde immer noch nicht bei ihr zu Tisch sitzt, kommt Sarah ein wenig merkwürdig vor und sie beschließt ihn zu holen. <Robert, sind sie noch im Wasser?> ruft die Australierin aus einiger Entfernung. Sie erhält jedoch keine Antwort.

 

<Oh nein, Sammy, was hast Du denn jetzt wieder angestellt!?> Am sandigen Ufer setzt sich die Frau neben den Körper und nimmt die Schlange vom Bauch des Toten. <Seit Monaten war kein Mensch mehr hier draußen.> Zärtlich streichelt sie über den noch warmen Oberkörper. <Er hat sich sogar extra für mich rasiert. Und wie gut er duftet.> Vorsichtig streichen die Fingerkuppen über die glatten Wangen herunter zu den Knospen. Von dort weiter um den Nabel herum bis zum Hosenknopf. <Sieh mal,  Robert hat ein Zelt gebaut.> Behutsam öffnet sie die Hose und schiebt sie ein wenig nach unten. <Wow, Sammy, sein Penis ist noch groß und hart.>

Voller Verlangen entledigt sie sich ihrer Shorts und dem Schlüpfer. Der Krait ringelt sich behaglich um ihren Unterarm und genießt die rhythmischen Bewegungen ihres heißen Körpers.

 

 

 

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