Studien

 

von

 

Holger Kuhn

 

 

Birgit erwachte am frühen Vormittag aus dem Schlaf und fühlte Hitze und Gier zwischen ihren Schenkeln. Obwohl sich ihre Träume um eher banale, alltägliche Dinge gedreht hatten, fühlte sie eine unglaubliche Erregung in sich. Birgit brauchte unbedingt einen Mann. Sie stieg aus dem Bett und räkelte sich behaglich, bevor sie nach ihrer Brille tastete. Dann lief sie verschlafen zu ihrem Kleiderschrank und überlegte vor den geöffneten Türen, welche Klamotten für den heutigen Tag am ehesten geeignet waren.

Birgit angelte nach der sündhaft teuren, sündigen Unterwäsche, die sie sich vor einiger Zeit für alle Fälle zugelegt hatte. Farblich dazu passend wählte sie einen engen Pulli der ihre Oberweite betonen würde und eine bequeme Jeans. Mit den Sachen über der Schulter tappte sie gähnend ins Bad.

Nach der Morgentoilette schlüpfte Birgit langsam und genüßlich in den zarten Stoff und verpackte ihre weiblichen Rundungen in dem Hauch aus Seide. Als sich ihr Blick im Spiegel verirrte, wurde er von dem Bild darin gefangengenommen. Birgit schnaufte erstaunt, aber die Frau darin war zweifellos sie selbst. Noch nie zuvor hatte sie sich selbst so aufregend empfunden. Die zarte Seide auf ihrer Haut veränderte ihr bisheriges Körpergefühl völlig. Birgit fühlte sich plötzlich anziehend und erotisch. Unwillkürlich strichen ihre Finger durch den Schritt, bevor sie sich von dem Anblick losriß und sich für den anstehenden Studientag fertig machte.

 

*

 

Der Raum lag in Dunkelheit getaucht. Einer der Sektionstische wurde von einer Arbeitsleuchte nur unzureichend erhellt. In den dunklen Ecken des großen Raumes spielten die Schatten miteinander verstecken und umwaberten das Inventar. Die weißen Kacheln, die in der Finsternis nurmehr zu erahnen waren, gaben dem Raum eine sterile Atmosphäre. Der Geruch nach Desinfektionsmitteln verstärkte diesen Eindruck noch. Irgendwo im Hintergrund tropfte leise ein Wasserhahn stetig vor sich hin. Ein Lebewesen, das dem leisen plip... plip... plip zugehört hätte, wäre unweigerlich in den Wahnsinn abgedriftet. So aber wurde das Tropfen von dem schrillen Kreischen einer Knochenfräse übertönt, die die unheimliche Stille durchschnitt wie ein heißes Messer die Butter. Die Gestalt in der weißen Aufmachung und dem Mundschutz setzte das chirurgische Instrument gerade am Schädel an, als sie unvermittelt innehielt. Ein winziger Blutstropfen gab der Schwerkraft nach und tropfte auf den Obduktionstisch.

Die Person schaltete die Knochenfräse ab und legte sie zu den anderen Instrumenten. Sie war allein in der Pathologie und musste auch nicht befürchten bei ihren Studien gestört zu werden. Gegen zwei Uhr morgens weilte kaum noch einer ihrer Kommilitonen an der Uni-Klinik. Und falls doch, so verirrten sich diese garantiert nicht in diesen Teil des Klinik-Traktes.

Vor der Studentin lag der nackte Körper eines jungen Mannes, kaum älter als dreißig Jahre. Dr. Wegener las die junge Frau in der Akte des Verstorbenen. Welche Art von Doktortitel ging aus den Unterlagen nicht hervor, aber das interessierte Birgit auch nicht weiter. Nach dem abgeschlossenen Studium und der erfolgreichen Doktorarbeit, würde sie ihrem Namen ebenfalls einen Doktor voranstellen können. Mit dem Doktorentitel in der Tasche würde sie versuchen einen Job in der Pathologie zu ergattern. Es faszinierte die junge Frau in das Innere eines frisch verstorbenen Lebewesens zu schauen und die Gründe seines Ablebens zu erforschen.

Birgit fragte sich woran der Mann wohl gestorben war und ob er dabei Schmerzen empfunden hatte. Äußerliche Anzeichen für einen gewaltsamen Tod waren nicht zu erkennen. Merkmale einer Strangulation waren ebenfalls keine zu sehen. Die Medizinstudentin würde es herausfinden. Der Leichnam war noch frisch, der Exitus vor weniger als zehn Stunden eingetreten.

Trotz seines Todes fand die junge Frau den vor ihr liegenden Menschen attraktiv. Verstärkt wurde ihr Empfinden noch von dem erigierten Penis der Leiche, der ihre Gedanken zum Abschweifen brachte. Vorsichtig berührte Birgit die durchtrainierte Brust des Toten und strich sie sanft entlang. Das Gesicht des Mannes hatte einen entrückten Ausdruck im Augenblick des Todes angenommen.

Diese nekrophilen Züge hatte die Studentin schon des öfteren an sich bemerkt und es hatte sie ein wenig erschreckt. Jedoch nicht in solchem Maße, daß sie deswegen psychologische Hilfe in Anspruch nehmen wollte. Bisher beherrschte die junge Frau ihre Phantasien und schob diese gegebenenfalls beiseite, um das professionelle Interesse in den Vordergrund zu rücken. Bei Doktor Wegener aber war alles ganz anders. So sehr Birgit sich auch bemühte ihre Phantasien im Zaum zu halten, um so wilder bäumten sich diese auf und warfen sich dagegen, bis der Zaum riss und eine Flut sexueller Gier über ihr zusammenschwappte, der sie nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Die Studentin der Medizin entfernte ihren Mundschutz, der sie auf einmal störte und brachte ein herb-attraktives Gesicht zum Vorschein. Birgit bedauerte es, den Mann nicht schon zu seinen Lebzeiten kennen gelernt zu haben. Er war wirklich sehr attraktiv.

Ihre Hände glitten über das markante Kinn nach oben über die Wangen zu den Augen. Die junge Frau schob behutsam die Lider über die Augäpfel und entblößte zwei rauchgraue weit geöffnete Pupillen, die in die Unendlichkeit zu blicken schienen. Ja, der Mann gefiel ihr außerordentlich gut. Der Gedanke es mit diesem Menschen zu treiben machte sie an. So sehr an, daß ihre Scheide feucht wurde. Ihre Hand glitt in ihren Schritt und rieb vorsichtig zwischen den Schenkeln. Die Studierende fragte sich, warum sie nicht noch ein wenig Spaß mit ihm haben sollte, bevor sie den Körper öffnete.

Langsam fuhr sie mit der Rechten über den Bauch und tiefer, umspannte mit ihrer zierlichen Hand den aufrechtstehenden Penis und strich gedankenversunken über das Köpfchen.

 

*

 

Max bewegte sich. Er bewegte sich nicht selbst, er wurde bewegt. Jemand befreite ihn aus seiner Dunkelheit und wuchtete seinen Körper ungeschickt auf eine harte Unterlage, eine Art Schublade wurde geschlossen, dann setzte sich die Unterlage in Bewegung. Die neue Umgebung vertrieb das undurchdringliche Schwarz hinter seinen Lidern und ersetzte es durch einen dunklen Grauton, der von Orange durchtränkt war.

Endlich waren wieder Menschen in seiner Nähe, Menschen die vielleicht seinen Zustand bemerkten. Zumindest hatten sie ihn aus seinem eisigen Gefängnis befreit, in dem er schon Äonen gefangen zu sein glaubte. Hätte sein Körper ihm gehorcht, würde er jetzt hörbar mit den Zähnen klappern. Vergebens versuchte er irgendeinen Teil seines frierenden Körpers unter die Kontrolle seines Gehirns zu zwingen. Er wollte ihm einfach nicht gehorchen. So sehr er sich auch darauf konzentrierte die kleinste Bewegung auszuführen, er lag wie paralysiert auf der Bahre und konnte nichts weiter tun als abzuwarten. Oder war er schon verstorben und bereits hinter den Vorhang getreten ohne es zu bemerken. Wurde er vielleicht gerade für seinen Auftritt vor dem Schöpfer vorbereitet?

Die Kälte brannte wie Feuer in Max Adern, Muskeln und Sehnen. Seine Augenlider waren geschlossen. Er konnte nicht sehen was mit ihm passierte oder wohin die Menschen ihn brachten. Hätte er es gekonnt wären ihm diverse Dinge aufgefallen. Wegweiser und Raumbeschriftungen die das Grauen durch seinen Geist gepeitscht hätten.

Zwar konnte er nicht sehen, dafür funktionierten seine anderen Sinne noch ausgezeichnet. Er hörte wie eine Tür aufschwang und er einen Korridor entlang geschoben wurde. Die Schritte der Person hallten gespenstisch laut durch den Gang wie Donnerschläge eines Unwetters. Gerne hätte sich Max die Ohren zugehalten.

Jemand schien auf dem Flur eine Flasche Desinfektionsmittel ausgeschüttet zu haben, so streng roch es nach dem Zeug. Der stechende Mief drang Max in die Nase und reizte und kitzelte seine Nasenschleimhäute, bis er glaubte seine Nase platzte. Wie gerne hätte er sich mit einem Niesen Befreiung verschafft. Doch so sehr er auch Niesen musste, so hartnäckig verwehrte ihm sein Körper diese Entspannung. Max versuchte die Augen zu öffnen, um in eine der vorbeihuschenden Lichtquellen zu sehen, aber auch dieser Dienst wurde ihm verwehrt. Der Ungehorsam seines Leibes trieb Max zusehends tiefer und tiefer in die Verzweiflung, die mit Monsterklauen nach ihm griff und auf den Abgrund der Aufgabe zuzerrte.

Max konzentrierte all seine Kraft und Willen auf einen einzigen, winzigen Teil seines Korpus. Angestrengt versuchte er die rechte Augenbraue hochzuziehen, um im richtigen Moment in der Lage zu sein auf sich und seine Lage aufmerksam zu machen. Er probierte die Muskeln seines Gesichtes unter die Kontrolle seines Geistes zu zwingen. So sehr er sich jedoch anstrengte, seinem Kraftakt war kein Erfolg beschieden. Vor lauter Hoffnungslosigkeit versuchte Max sich von seinem Dilemma abzulenken und ließ seine Gedanken schweifen. Aufgeben würde er vorerst nicht, dazu hing er viel zusehr am Leben. Er wollte nur seine Emotionen wieder in den Griff bekommen, bevor er den nächsten Versuch wagte, in die Welt der Lebenden zurückzukehren.

Langsam wich die Kälte aus seinen Gliedern.

Max versuchte sich daran zu erinnern, was vor seinem Aufwachen in seinem  nicht zu beherrschenden Körper geschehen war. Was hatte ihn in diese Lage gebracht. Hatte er einen Unfall gehabt oder war er einem Verbrechen zum Opfer gefallen?

So sehr sich der junge Mann auch anstrengte, die Erinnerung wollte sich einfach nicht einstellen. So blieb ihm nichts weiter übrig als sich weiter das Gehirn darüber zu zermartern, was mit ihm passiert war und was noch kommen würde. Er hatte das Gefühl das es nichts angenehmes sein würde und das machte ihm Angst. Eine Angst, die sich nicht so leicht in den Hintergrund verbannen ließ. Max fürchtete sich davor für tot gehalten zu werden, ohne etwas dagegen tun zu können.

 

*

 

Ein Kreischen näherte sich bedrohlich Max Ohr und verstummte dann abrupt, kurz bevor es den Schädel erreichte. Diese Tatsache konnte seine panische Angst jedoch um kein Jota eindämmen. Ganz im Gegenteil. Es stürzte ihn nur noch tiefer in die Abgründe der Angst. Verwundbar wie ein Säugling lag Max auf dem kalten Untergrund des Sektionstisches und erwartete hilflos was die Person als nächstes mit ihm anstellte. Inständig betete er darum, sie würde seinen Zustand erkennen und ihn aus seiner Starre und Verzweiflung befreien.

Warme Hände wanderten über seine Brust weiter zu seinem Kopf und zeichneten die Linien seines Antlitz nach. Max wurde unvermittelt aus der Dunkelheit gerissen und sah in ein weibliches Gesicht. Er konnte es jedoch nur mehr erahnen als sehen, da das Licht es nicht ganz erreichte. Die Person sah ihm lange in die Augen, während ihre Finger zärtlich über sein Gesicht liefen.

Den Konturen nach handelte es sich um eine junge Frau mit Brillengläsern so groß wie Unterteller. Unwillkürlich dachte Max daran, ihr Kontaktlinsen zu verschreiben, sollte sie jemals den Weg in seine Praxis finden.

Die junge Frau zog die Zeigefinger sacht gegen den Strich über seine Augenbrauen und glitt weiter abwärts über die Krümmung zur Nasenspitze, wo die Finger einen Moment verweilten. Der Augenarzt glaubte eine undefinierbare Art von Trauer in ihrem Blick erkennen zu können. Dann wanderten die Finger weiter und zogen die Konturen seiner Lippen nach, die bläulich angelaufen waren.

Das Gesicht verschwand aus seinem Gesichtskreis und nur wenige Augenblicke später spürte er ihre Berührungen auf seiner Brust. Ihre Hände erforschten vorsichtig, fast zärtlich seinen Bauch und glitten langsam tiefer, bis sich eine Hand ein wenig grob um sein Geschlecht schloss.

 

*

 

Birgit ließ gekonnt den Kittel von den Schultern rutschen und achtlos zu Boden fallen. Dann öffnete sie ihre Jeans und zog diese langsam herunter. Die Studentin freute sich auf den harten Schwanz den sie schon bald in sich spüren würde. Ihr Verlangen nach einem Mann hatte sich seit ihrer Pubertät ins Unendliche gesteigert und nun, angesichts des erigierten Geschlechtsteiles, hielt sie nichts mehr. In Gedanken entschuldigte sie sich bei dem Toten und hoffte, das seine Seele nichts gegen ihr Tun einzuwenden hatte.

Die junge Frau erklomm den Tisch und kniete sich rittlings über den Körper. Mit zwei Fingern schob sie sich den Schlüpfer aus dem Schritt und ließ den Penis in sich gleiten. Leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Die Finger krallten sich in die Brust des Toten und hinterließen dort weiße Druckstellen. Es fühlte sich kalt an, als Birgit ihre heiße Muschel über das Glied stülpte und es ganz in sich aufnahm. Einige Sekunden hielt sie inne und genoß das aufregende Gefühl etwas Verbotenes zu tun, bevor sie einen langsamen Rhythmus anschlug der ihre Hitze weiter anfachte bis sie vor Lust glühte.

Die Studentin legte ihre Brille achtlos zu den Instrumenten auf den Beistelltisch. Dann löste sie die Haarspange und legte den Kopf in den Nacken. Ein Schwall dunkler Haare ergoß sich über ihren Rücken und bedeckte diesen bis zur Taille.

Erst langsam, dann immer schneller und wilder ritt sie den Phallus zu ihrem Vergnügen. Kurz vor dem Höhepunkt blieb sie bewegungslos auf dem Körper sitzen und ließ ihre Lust ein wenig verebben. Allzu schnell wollte sie ihre Geilheit nicht befriedigen.

Langsam zog sie sich den Pullover über den Kopf und entblößte ihre weichen Brüste, die sie in einem weißen Spitzen-BH gefangen hielt. Birgit nestelte am Verschluss hinter ihrem Rücken und befreite ihren Busen aus seinem Gefängnis. Zärtlich umspannte sie ihre Äpfel und drehte ihre Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger, die unter ihren Berührungen noch härter wurden.

Ihr Hintern begann abermals den Rhythmus aufzunehmen und prallte bei jeder Abwärtsbewegung mit einem satten „Platsch!“ auf die Beine des Mannes. Birgit war mittlerweile so nass, das ihr Saft das Schamhaar ihres Partners benetzte. Leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle als sie dem Höhepunkt immer näher kam. Alles Blut war aus ihrem Gehirn gewichen, da sie an nichts anderes mehr als die Befriedigung ihrer Gier denken konnte. Der Frau war es unmöglich aufzuhören den Leichnam zu vögeln und sie genoß dieses immer weiter anschwellende Gefühl der Ekstase, daß ihr Gehirn in Besitz nahm und die Umgebung verschwimmen ließ. Wie ein Raumschiff in der Sonne glaubte Birgit in ihrer ansteigenden Hitze verglühen zu müssen.

Blitze zuckten aus dem Punkt zwischen ihrem Nabel und der Scheide, die sich durch ihren Körper fraßen, zwischen ihren Ohren zum Stillstand kamen und ihren Körper in einen warmen Schauer hüllte, der sie durchschüttelte und einfach nicht verebben wollte. Tiefe, intensive Befriedigung bemächtigte sich ihres Geistes und ließ sie dem kleinen Tod begegnen.

 

*

 

Birgit fand sich auf dem Toten liegend wieder und war mit sich und der Welt zufrieden. Sie küsste den Verstorbenen vorsichtig auf den Mund und ließ sein Glied aus ihrer Vagina gleiten. Dann kletterte sie vom Obduktionstisch herunter, rückte ihren Slip wieder zurecht und verpackte ihre Brüste aufs neue in der weißen Spitze. Hastig stieg sie wieder in den Rest ihrer Klamotten, da sie erst jetzt bemerkte wie empfindlich kühl es in dem Raum doch war.

Die junge Frau ergriff den immer noch harten, jetzt feuchten Schwanz. <Wären wir uns nur früher begegnet. Unter anderen Umständen wären wir vielleicht miteinander glücklich geworden.> flüsterte die Studentin und sah ihrem Studienobjekt noch ein letztes Mal in die Augen. Dann ließ sie den Penis los, schob sich den Mundschutz wieder vor das Gesicht und griff nach der Knochenfräse.

 

 

 Copyright © September 2001 Holger Kuhn Dietesheimer Str. 400 63073 Offenbach